Digitale Bildung gemeinsam gestalten

Gemeinsam treiben die Universität Bayreuth und die Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw die Digitalisierung in Studium und Lehre voran.

Nicolai Teufel (2.v.l.), Projektleiter von Learnopolis an der Universität Bayreuth, im Austausch mit Beteiligten des Projekts „Entrepreneurship4All“

Weltweite Herausforderungen lassen sich nur mit gebündelter Kraft bewältigen. Die Vereinten Nationen setzen daher auf internationale Kooperation: Partnerschaften zur Lösung globaler Probleme werden als Nachhaltigkeitsziel (SDG) Nummer 17 ausdrücklich unterstützt. Wie schnell, effektiv und praxisorientiert sich auf wissenschaftlicher Ebene gemeinsame Strukturen schaffen lassen, zeigt die deutsch-ukrainische Hochschulkooperation Learnopolis.

In dem Ende 2019 gestarteten Projekt arbeiten die Universitäten Bayreuth und Lwiw eng zusammen und bauen Kapazitäten der Internationalisierung und Digitalisierung von Wissensvermittlung aus. „Gerade unter den Corona-Bedingungen ist diese Kooperation wichtig“, sagt Alla Paslawska, Professorin und Projektmitarbeiterin an der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw. Über Tutorials oder Fortbildungen vermittelt das vom DAAD geförderte Projekt Know-how und bietet Beratung zu Abläufen und Möglichkeiten beim Einsatz digitaler Instrumente.

Eine gewachsene Partnerschaft

Die Zukunft erfordert vernetztes, flexibles Wissen – davon ist Nicolai Teufel, Projektleiter an der Universität Bayreuth, überzeugt. „Den direkten Austausch können digitale Formate nicht ersetzen“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter am Fortbildungszentrum Hochschullehre. „Sie ermöglichen jedoch grenzüberschreitend eine intensive und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Hochschulpartnern.“ Herausforderungen sieht Teufel vor allem beim Zusammenwirken analoger und digitaler Angebote. „E-Learning muss didaktischen und pädagogischen Ansprüchen gerecht werden“, betont er. Die Projektteams in Bayreuth und Lwiw verstehen sich als Impulsgebende und unterstützen jegliche Form der deutsch-ukrainischen Lehr- oder Forschungskooperation. Wichtig ist ihnen dabei, Konzepte und Methoden an den individuellen Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer sowie der Hochschulen auszurichten.

Prof. Dr. Alla Paslawska beim Dreh eines Video-Tutorials

Die Partnerschaft der beiden Universitäten ist organisch gewachsen. Ausgehend von einer Kooperation der jeweiligen Fachbereiche Geografie eröffnete Learnopolis den Hochschulen die Chance, ihre Zusammenarbeit auf allen Ebenen auszuweiten. „Das Besondere an diesem Projekt ist, dass die Teilnehmenden zunächst selbst etwas Neues lernen, sich fortbilden, und ihre Kenntnisse dann weitergeben“, sagt Alla Paslawska. Die gemeinsame Ausbildung sogenannter Fachbereichsbotschafterinnen und -botschafter verankert Kompetenzen und Methoden direkt in den Fachbereichen und Bibliotheken der Partnerhochschulen.

Immer am konkreten Bedarf orientieren

Im Mittelpunkt der Fortbildungen stehen konkrete Aspekte der Internationalisierung: Wie finde ich einen Partner für ein internationales Projekt, wie konzipiere ich es und was ist bei Artikeln darüber für internationale Zeitschriften zu beachten? Aktuelle Ergebnisse und Fortschritte der Kooperation werden regelmäßig über die Hochschul- und Learnopolis-Seiten veröffentlicht. „So wecken wir Interesse und ziehen immer wieder neue Mitstreiterinnen und -mitstreiter heran“, beobachtet die Sprachwissenschaftlerin Paslawska. Nicht nur die Lehre profitiere von dem Wissenstransfer, auch organisatorische Aufgaben wie die digitale Planung und Evaluation von Lehrveranstaltungen oder die Koordinierung von Sitzungen und Prüfungen werden auf den neuesten digitalen Stand gebracht. Vier deutsch-ukrainische Projekttandems erproben fachbezogene Einsatzmöglichkeiten digitaler Instrumente, beispielsweise in den Bereichen „Bibliotheken und Open Access“ oder „Sprache, Translation und Digitalisierung“.

Treffen in Bayreuth mit Besucherinnen und Besuchern aus Lwiw

Learnopolis setzt auf innovative Methoden, ganz im Sinne der Vereinten Nationen: Auch hochwertige Bildung ist als nachhaltiges Entwicklungsziel ein zentrales Element der Agenda 2030. An der Universität Lwiw sind die Fortschritte im Zuge des gemeinsamen Digitalisierungsprojekts mit Händen zu greifen. Anfang 2020 wurde am Lehrstuhl für Interkulturelle Kommunikation und Translationswissenschaft ein neuer Raum zum Dolmetschen in Betrieb genommen und mit Software für Computer-gestützte Übersetzung ausgestattet. Die Universitätsbibliothek digitalisiert fortlaufend ihre wertvollen Altbestände und historischen Zeitschriften und organisierte einen bilateralen Erfahrungsaustausch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bibliotheken in Bayreuth und Lwiw. Gemeinsame Fortbildungen zum Thema E-Learning vermitteln unter anderem, wie sich Lernvideos erstellen und digitale Übungen für den Unterricht entwickeln lassen.

Auch die EU würdigt die Weiterentwicklungen im Zuge der deutsch-ukrainischen Kooperation: Ab Januar 2021 wird die Universität Lwiw im Rahmen des Programms Erasmus+ Capacity Building in Higher Education gefördert. Es unterstützt Innovationen im Bereich Hochschulbildung und den Austausch von bewährten Verfahren. Partnerin in dem Projekt, das an acht ukrainischen Universitäten Zentren für gute Hochschullehre einrichten möchte, ist die Universität Bayreuth. Die Weichen hierfür wurden bei einem Austausch auf Ebene der Hochschulleitungen im Dezember 2019 gestellt. Alla Paslawska: „Das Schönste an Learnopolis ist, dass wir so viele Pläne haben.“

 

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